US-Pläne für Tiktok: Ein Problem, auch ohne China

Hass und Hetze laufen auf TikTok besonders gut. Um die demokratiegefährdende Wirkung einzudämmen, muss man an die Algorithmen der Plattformen.

Das TikTok-Zeichen vor US-Flagge

Bald nicht mehr wirklich beste Freunde? Tiktok droht in den USA der Zwangsverkauf oder auch ein Verbot Foto: Dado Ruvic, reuters

Es ist ein Dilemma mit TikTok: Demokratische Po­li­ti­ke­r:in­nen sollen auf der Plattform präsent sein, um ein Gegengewicht zu den dort starken antidemokratischen Inhalten zu bilden. Die Nutzung der Plattform möge aber bitte von einem separaten Smartphone erfolgen – Schutz vor Spionage und dem Abgreifen persönlicher Daten. Die USA wollen nun TikTok gleich ganz dem Einflussbereich des chinesischen Staates entziehen.

Das US-Repräsentantenhaus stellte Tiktok am Wochenende ein Ultimatum für eine Loslösung vom chinesischen Mutterkonzern Bytedance. Sonst droht ein Verbot. Der Senat muss noch zustimmen, das wird in dieser Woche erwartet. Die Details könnten spannend werden: Wer soll die Plattform kaufen? Für welche Summe? Wie lange würden sich die absehbaren Gerichtsverfahren rund um Zwangsverkauf oder Verbot ziehen? Welche Entscheidung stünde am Ende – und welche Bedeutung hätte TikTok dann?

Und wird das Vorhaben zu einer Blaupause für andere Apps, die der US-Präsident als Bedrohung für die nationale Sicherheit einstuft? Doch selbst wenn TikTok am Ende zu einem US-amerikanischen Konzern wird, dann wäre die Plattform zwar direkten Manipulationsmöglichkeiten der chinesischen Regierung entzogen. Die demokratiegefährdende Wirkung von TikTok aber wäre noch nicht vom Tisch.

Denn diese speist sich mindestens genauso aus dem Algorithmus, der extreme Gefühle und Positionen bevorzugt und damit die Verbreitung von Hass und Hetze begünstigt. Bei TikTok ist das im derzeit größten Ausmaß zu besichtigen, aber auch andere Plattformen von X bis Facebook haben diesen Mechanismus. Warum? Weil es die Basis des Geschäftsmodells ist.

Je stärker die Gefühle, die die Inhalte auslösen, desto länger bleiben die Nut­ze­r:in­nen auf der Plattform, desto mehr Daten hinterlassen sie und desto mehr sind sie für Werbung erreichbar. Wollen die USA die demokratigefährdende Wirkung von Plattformen verringern, müssen sie diese Logik antasten – und zwar konsequenterweise auch bei den Unternehmen aus dem eigenen Land.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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