Türkische Angriffe auf Nordsyrien: Hunderte Dörfer ohne Strom
Die Türkei hat erneut Ziele in der Kurdenregion in Nordost-Syrien angegriffen. Nach kurdischen Angaben wurden mehrere Elektrizitätswerke getroffen.
KAMISCHLI afp | Die Behörden der halb-autonomen kurdischen Region im Nordosten Syriens haben der Türkei Angriffe auf dortige Stromkraftwerke und Ölraffinierien vorgeworfen. Hunderte Dörfer und Gemeinden seien seit Sonntag ohne Strom, teilten die Behörden am Montag mit. Demnach wurden bei den Luftangriffen seit Freitag mindestens sechs Elektrizitätswerke getroffen. In der Stadt Kamischli sei ein Werk am Montag gleich zwei Mal Ziel der Angriffe gewesen.
Reporter beobachteten, wie die Feuerwehr dort einen Großbrand löschte. Nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die über ein umfangreiches Netzwerk von Informanten in Syrien verfügt, wurde in der Region später am Montag ein weiteres Stromkraftwerk getroffen.
Behördenvertreter Jasser al-Sulaiman rief die US-geführte Koalition gegen Dschihadisten sowie Russland auf, die „türkische Aggression gegen unsere Gebiete und ihre Menschen zu stoppen“.
Die Türkei hatte nach eigenen Angaben am Wochenende mehrere Luftangriffe auf Einrichtungen kurdischer Milizen in Syrien und im Nordirak geflogen. Getroffen wurden demnach unter anderem Militärstützpunkte, Waffen- und Gasanlagen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der kurdischen Miliz YPG. Laut Militär handelte sich um eine Reaktion auf einen Angriff auf einen türkischen Armeestützpunkt im Nordirak, bei dem am Freitag neun Soldaten getötet worden waren.
Die PKK kämpft seit 1984 gegen den türkischen Staat und wird von Ankara und seinen westlichen Verbündeten als Terrororganisation eingestuft. Die YPG hatte beim von den USA geführten Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien eine wichtige Rolle gespielt. Die Türkei hingegen betrachtet sie als Partnerorganisation der PKK.
Leser*innenkommentare
Hannes Petersen
Gehen hierfuer eigentlich auch leute auf die strasse oder ist gaza präsenter?
Andreas_2020
Es wäre so wichtig, der Türkei klar zu sagen, dass sie damit aufhöhren muss und zwar sofort.
Stattdessen passiert gar nichts.
Dann sind sich in Deutschland Opposition und Regierung einig, dass die Zahl der Asylanträge sinken muss.
Wenn das wirklich gewünscht wäre, dann müsste die Regierung sich hier anders positionierne. Dann müsste sie die Kurden dort unterstützen. Die PKK ist auch vor Ort nicht das, was die Türkei behauptet. Vor Ort sind Menschen und das sind noch nicht mal nur Kurden, sondern auch Araber und andere teilweise kleine Minderheiten.