Argentinischer Präsident Milei jubelt: Inflationsrate unter 10 Prozent

Trotz einer Inflation von fast 300 Prozent in den letzten 12 Monaten feiert die rechte Regierung ihren Sparkurs. Die Armut in Argentinien nimmt zu.

Javier Milei

Argentiniens Präsident Javier Milei Foto: David Swanson/reuters

BUENOS AIRES taz | „GOOOOOOOOOOOOL…!!!“, jubelte Argentiniens Präsident Javier Milei am Dienstag auf der Plattform X. Die Statistikbehörde hatte gerade eine Inflationsrate von 8,8 Prozent für den Monat April gemeldet. Dass die monatliche Inflationsrate zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder im einstelligen Bereich lag, hatte den Torschrei des seit Ende Dezember Amtierenden ausgelöst.

Mit dem Fall unter die magische 10-Prozent-Marke hat Milei eines seiner Wahlversprechen erfüllt. Die Verbraucherpreise in Argentinien sind in den vergangenen zwölf Monaten um 289,4 Prozent gestiegen. War die Inflationsrate im ersten Monat von Mileis Amtszeit noch auf 25,5 Prozent gestiegen, so ist sie seither kontinuierlich gesunken. Für Mai wird ein weiterer Rückgang erwartet. Der Hauptgrund dafür ist die brutale Sparpolitik des libertären Präsidenten, die die Nachfrage und den Konsum abwürgt und so die Anbieter zwingt, Preiserhöhungen moderat zu halten.

Für Milei ist es ein weiterer monetärer Erfolg. Das Länderrisiko für internationale Kredite hat sich seit seinem Wahlsieg halbiert, die Kurse argentinischer Unternehmensaktien und Staatsanleihen sind gestiegen, die Zentralbank häuft Reserven an, und im April verkündete Milei den ersten Haushaltsüberschuss in einem Quartal seit über 15 Jahren.

Auch dieser wurde über die drastische Ausgabenreduzierung erzielt. Kein Wunder, dass der Internationale Währungsfonds seinem Hauptschuldner bereits am Montag bescheinigte, seinen Plan übererfüllt zu haben. „Alle Leistungskriterien wurden übertroffen“, schrieb der Fonds in der Bilanz seiner obligatorischen vierteljährlichen Bewertung des Landes.

Möge es gut gehen

Damit steht der Überweisung von 800 Mil­lio­nen Dollar durch den IWF an die Regierung in Buenos Aires nichts mehr im Wege, mit denen die Regierung ihrerseits die Verbindlichkeiten gegenüber dem Fonds tilgen kann. Argentinien ist immer noch der mit Abstand größte Schuldner des Fonds. Das Land hat noch nichts von dem 2018 vereinbarten 44-Milliarden-Dollar-Kredit zurückzahlen können.

Während die Finanzwelt Milei und seine rigorose Sparpolitik feiert, werden die sozialen Kosten immer gravierender. Trotz sinkender Inflationsraten stiegen die Preise in den ersten vier Monaten des Jahres um 65 Prozent. Bei immer mehr Familien reicht das Einkommen nicht mehr bis zum Monatsende. Nach Schätzungen der renommierten Universität Torcua­to Di Tella ist die Zahl der Armen zwischen Januar und März um 3,2 Millionen gestiegen. Ende März lebten 22,6 Millionen der 46,8 Millionen Ar­gen­ti­nie­r*in­nen unterhalb der Armutsgrenze, die für eine vierköpfige Familie bei umgerechnet 735 Euro verläuft.

Dennoch liegt die Zustimmung der Bevölkerung zu seiner Politik in allen Umfragen über 50 Prozent. Neben dem Rückgang der Infla­tionsrate sind die wichtigsten Gründe dafür die Erinnerung an die Vorgängerregierung, der Mangel an Alternativen – und der Wunsch, dass es gut gehen möge.

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