Melodien für Miezen: Katze in F-Dur

Welche Musik hören Katzen? Ein Unternehmen meint, es zu wissen. Testkatze Mäx hat sich die Kompositionen mal reingezogen.

Musik, auf die – oder der – Katzen stehen: Gibt es das überhaupt? Bild: qumola / photocase.de

Nora, the Piano Cat ist ein Youtubestar. Mit katzentypisch eigenwilligen Pausen und Launen zwar, aber sie spielt Klavier. Was genau, weiß man nicht. Das menschliche Ohr kann da noch kein C-Dur erkennen und nach Chopins Katzenwalzer in F-Dur hört es sich auch nicht an. Aber was hören Katzen eigentlich für Musik?

Meine Katze Mäx hatte sich bislang nur bei Jazz auffällig verhalten. Auffällig auf der Katzenskala. Also einmal kurz Ohren aufstellen und wenn's richtig gut reinläuft, auch mal den Kopf kurz zu der Seite drehen, von der die Töne kommen. Um dann fragend zu gucken: „Gibt's Dosenfutter?“

Die Firma Teyus Music behauptet, erstmals emotional ansprechende Kompositionen für Hauskatzen produziert zu haben. Drei Stücke in der klassischen Popsonglänge von drei Minuten werden mir zum Testen geschickt. Das erste, „Cozmo's Air“, hört sich eher chopinistisch als dodekaphonisch an. Aber wenn man kein Mensch, sonden ein Tier ist, muss man für „Cozmo's Air“ offenbar eher die Statur eines Zwergnilpferds oder Riesenotters haben, um sie zu ertragen. Denn Mäx jault ein Mal kurz, rennt hysterisch quietschend aus dem Zimmer und versteckt sich. Es kommen nur noch zwei kurze Jauler, die sich beschweren: „Mach das aus! Das ist Folter. Ich hab Hunger“.

Das zweite Stück, „Rusty's Ballad“, verstärkt Mäx' sowieso schon stark ausgeprägtes Desinteresse am Geschehen außerhalb des Dosenfutterlagers. Nicht mal ein halbes Ohr wird aufgestellt, geschweige denn ein Auge aufgemacht. Maximal egal – muss man auch erstmal hinkriegen.

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Der letzte Track, „Spook's Ditty Final“, versucht es mit Vogelgezwitscher und Schnurrgeräuschen auf Klaviergeklimper. Mäx steht auf und stellt beide Ohren auf: „Geht's um Dosenfutter?“, und beginnt auf dem iPad zu wischen, aus dem „Spook's Ditty Final“ kommt. Das macht sie immer. In der Hoffnung, so lange zu wischen, bis endlich wieder Fußball läuft. Das guckt sie nämlich am liebsten. Oder sieht sie eigentlich gar nichts, sondern findet nur das Geräusch geil, das der Ball macht, wenn er über den Rasen fliegt?

Vielleicht ist Mäx besonders debil, phlegmatisch oder von der ständigen Reizüberflutung beim iPad-Wischen derangiert. Jedenfalls bat sie mich Teyus auszurichten: „Dosenfutter mit Schlagsahne! Das würd ich kaufen. Von mir aus auch in F-Dur“.

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