Legehennen-Farmen verlieren Biosiegel: Weniger Ökoeier wegen Pestiziden

18 Betriebe in Niedersachsen sollen verseuchtes Futter erhalten haben und werden vom Biomarkt genommen. Der Importeur war einschlägig bekannt.

Auch der Bio-Eierlieferant Fürstenhof hat das Pestizidfutter erhalten: Hühner in einer Farm des Erzeugerzusammenschlusses Bild: dpa

BERLIN taz | Wegen eines Pestizidskandals fällt ein immer größerer Teil der deutschen Bio-Eierproduktion aus. Seit Mittwoch dürften 18 Öko-Legehennenbetriebe in Niedersachsen mit durchschnittlich 12.000 bis 15.000 Tieren ihre Tagesproduktion von insgesamt 250.000 Eiern vorläufig nicht mit dem Biosiegel vermarkten, sagte eine Sprecherin des Landesamts für Verbraucherschutz in Oldenburg am Donnerstag der taz.

Die Firmen hätten niederländischen Behörden zufolge Futter mit Sonnenblumenresten aus der Ukraine erhalten, die möglicherweise mit Pestiziden belastet waren. Bei einem Betrieb hat sich der Verdacht inzwischen bestätigt. Er darf laut Landesamt nun für rund sechs Wochen keine Öko-Eier ausliefern. Zudem müsse er seine Abnehmer von der Falschdeklarierung informieren. Außerdem müsse er die Händler auffordern, dafür Sorge zu tragen, dass noch verfügbare Eier aus den Regalen genommen werden. „Eine Gesundheitsgefährdung der Verbraucher ist nach jetzigem Kenntnisstand auszuschließen.“

Die Lieferung aus der Ukraine umfasste demnach ungefähr 3.400 Tonnen der sogenannten Sonnenblumenpresskuchen. 235 Tonnen seien nach Mecklenburg-Vorpommern gelangt, wo die im Biolandbau verbotenen Ackergifte Thiomethoxam und Metalaxyl nachgewiesen wurden. Deshalb verhängten die Ämter vor Wochen ein Ökovermarktungsverbot gegen Betriebe des betroffenen Eierlieferanten Fürstenhof. Die Sperre soll je nach Stalleinheit Ende Dezember bis Mitte Januar auslaufen.

17 Prozent der Bio-Legehennen

Fürstenhof hält nach eigenen Angaben etwa 10 Prozent der deutschen Bio-Legehennen. Die jetzt in Niedersachsen gesperrten Eier-Erzeuger kommen schätzungsweise auf 7 Prozent. Insgesamt fehlt also derzeit die Produktion von rund 17 Prozent der Öko-Tiere.

„Das wird am Markt bemerkbar sein“, teilte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft der taz mit. „Kurzfristig lässt sich das in der Menge nicht kompensieren.“ Die Bio-Supermarktkette Alnatura bestätigte Engpässe.

Importiert wurde der Sonnenblumenkuchen vom niederländischen Händler Doens. Die Firma war schon in den Dioxin-Skandal vom Mai 2010 verwickelt. Damals hatte Doens Biomais mit dem Krebs erregenden Stoff für Hühnerfutter geliefert. Herkunft war auch da: die Ukraine.

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