Kunstoase in Lichtenberg in Gefahr: Chialo lädt sich bei Wissing ein

Die B.L.O.-Ateliers stehen vor dem Aus. Im Kulturausschuss muss sich Kultursenator Joe Chialo erklären. Der hat an den Verkehrsminister geschrieben.

Ein Schild mit der Aufschrift "BLO Ateliers" an einer Mauer zeigt den Weg an.

Hier geht es zu den „B.L.O. Ateliers“ in Berlin-Lichtenberg. Noch … Foto: Rainer Rutz

BERLIN taz | Im Viertelstundentakt werden es einige Stimmen mehr: Eine Petition zum Erhalt der B.L.O.-Ateliers in Lichtenberg hat mit Stand von Montag 16 Uhr bereits 18.506 (digitale) Unterschriften gesammelt. „Retten Sie Berlins Kunst-Oase: Verhindern Sie die Schließung der B.L.O. Ateliers!“ ist die Petition überschrieben.

Mit diesem „Sie“ könnte sich Kultursenator Joe Chialo (CDU) angesprochen fühlen. Der stand am Montagnachmittag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses Rede und Antwort zur Causa. Denn die B.L.O.-Ateliers waren Gegenstand der Aktuellen Viertelstunde, die stets die Ausschusssitzungen des Landesparlaments einläuten.

Das einstige Bahnbetriebswerk Berlin-Lichtenberg Ost (kurz B.L.O.) ist ein Kunst- und Kreativstandort – und könnte bald verschwinden. Rund 90 Künst­le­r:in­nen und Hand­wer­ke­r:in­nen sind betroffen. Sie haben seit 20 Jahren in dieser grünen Oase am S-Bahnhof Nöldnerplatz in ihren Ateliers und Werkstätten gearbeitet. Damit soll Ende Juli Schluss sein, der Mietvertrag läuft aus. Schon jetzt ist eine Nutzung faktisch unmöglich: Ende April hat die Deutsche Bahn seinen Mie­te­r:in­nen das Betreten ihrer Arbeitsräume per „Nutzungsuntersagung“ verboten. Begründet wird das mit Mängeln an der Elektrotechnik.

„Wie bewertet der Senat den Umstand, dass die Bahn den Zugang zu Ateliers und Werkstätten auf dem B.L.O.-Gelände verwehrt und auch den Mietvertrag nicht verlängern will?“, wollte nun Daniela Billig, die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, von Chialo wissen. Seine Antwort: „Das bewegt uns alle.“

Der Bund ist gefragt

Der Kultursenator meinte damit neben seinem Ressort den gesamten Senat. Solche Kulturstandorte würden doch das kreative Berlin ausmachen. In der Verantwortung aber sieht Chialo hier ganz klar den Bund. „Ich habe persönlich Volker Wissing angeschrieben und um einen Termin gebeten“, um „doch noch gemeinsam nach Möglichkeiten zu suchen, das Areal zu erhalten“. Er hoffe sehr, den Bundesverkehrsminister zu treffen und „etwas bewegen zu können“.

Da drückte dann auch die Fragestellerin die Daumen, wie sie bei einer Nachfrage sagte. Billig wollte noch wissen, was „im schlimmsten Fall“ passieren würde. Und verwies auf den Umstand, dass sich der Bezirk Lichtenberg unter touristischen Gesichtspunkten gern mit der kreativen Oase schmückt.

Chialo konnte sich im Grunde genommen nur wiederholen. „Ich hoffe sehr, die Lage umdrehen zu können“, sagte er, „im Sinne der Künst­le­r:in­nen und von uns allen.“ Ein Standort wie die B.L.O.-Ateliers würde außerdem aber auch ins Aufgabengebiet von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) fallen. Denn dort arbeiten Künst­le­r:in­nen und Hand­wer­ke­r:in­nen zusammen. Auch mit Giffey sei er deshalb im Gespräch, schließlich müsse man hier Kultur und Wirtschaft zusammendenken.

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