Grünflächen: Der Schildbürgerstreich von Kreuzberg

Als Reaktion auf Vandalismus montiert der Bezirk an Parks und Spielplätzen Schilder ab.

Manche Schilder sollte man dranlassen Bild: dpa

Weil Verbotsschilder an den rund 300 Grünanlagen in Friedrichshain-Kreuzberg häufig beschädigt wurden, hat Baustadtrat Hans Panhoff in diesem Jahr fast alle Erklärtafeln abmontieren lassen. „Die Schilder wurden beschmiert, abgerissen oder als Plakatfläche missbraucht“, sagte der Grünen-Politiker der taz. Außer dem Schild „Geschützte Grünanlage“ mit dem Tulpensymbol blieben nur die Zusatztafeln „Kinderspielplatz“ und bei einigen Anlagen „Hundeverbot“ sowie an Bolzplätzen Schilder mit der zulässigen Nutzungszeit und Altersbeschränkung. Die anderen Tafeln – etwa gegen Rauchen und Alkohol – seien lediglich Erläuterungen. „Man braucht die nicht“, erklärt Panhoff. So wolle man am Personalaufwand für das Erneuern sparen.

Möglicherweise verstoßen deshalb noch mehr Menschen gegen die Regeln, weil diese ohne die entsprechenden Schilder nicht bekannt genug sind. Und wer sich gestört fühlt, kann nicht mehr auf die Tafeln verweisen. Dabei gibt es schon jetzt in einigen Grünanlagen des Bezirks massenhaft Verstöße. Panhoffs zuständige Referentin Ursula Meyer findet dennoch, dass die Tulpenschilder reichen, die den Schriftzug „Geschützte Grünanlage“ tragen und das Grünanlagen-Gesetz erwähnen. In „Zeiten von mobilen Datengeräten“ könne ja „(fast) jeder Bürger nachlesen, was in diesem Gesetz steht“, erklärte sie gegenüber der taz.

Für Panhoffs Amtskollegen in Mitte, Carsten Spallek, wäre das Abmontieren der Erklärschilder hingegen nichts weiter als eine Kapitulation vor dem Vandalismus.

„Ich glaube, dass es leider immer noch nötig ist, darauf hinzuweisen, wie man sich zum Beispiel auf Spielplätzen verhält“, sagte der CDU-Politiker. Die Hinweistafeln seien nötig, damit „keiner sagen kann, er wüsste nicht, dass hier alles erlaubt ist außer abholzen“. Laut Carsten Spalleks Grünflächenamt werden im Bezirk Mitte, zu dem auch Wedding und Tiergarten gehören, „sicher mehr als fünfzig Prozent der Schil- der beschmiert“. „Wenn sie to- tal unkenntlich gemacht wor- den sind, werden sie ausgetauscht.“

Panhoff weist den Vorwurf zurück, er gebe sich dem Vandalismus geschlagen. „Kapitulieren geht zu weit“, sagt er. Die Tulpenschilder blieben ja. Doch der Grüne räumt selbst ein: Man könne die Zerstörungswut „oft nur zurückdrängen – aber nicht vermeiden“.

JOST MAURIN

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