Dortmund im Champions-League-Finale: Schwarz-Gelb gegen Geld

Die BVB-Männer stehen im Finale der Champions League. Der Sieg gegen den Katarklub Paris Saint-Germain ist ein fußballromantisches Märchen.

Drei Dortmunder Spielen un engner Umarmung mit Blick nach vorne

Fidele Märchenfiguren: Mats Hummels, Emre Can und Nico Schlotterbeck nach dem Sieg in Paris Foto: dpa

Katar wird also wieder nicht die Champions League gewinnen. Nachdem Borussia Dortmund auch das Rückspiel im Halbfinale um der wertvollsten Titel im europäischen Fußball gegen den vom Emirat unterhaltenden Klub Paris Saint-Germain gewonnen hat, steht fest, dass der Titel in diesem Jahr in Europa bleiben wird. Im vergangenen Jahr war der Titel nach Abu Dhabi gegangen, das sich im Jahr 2008 durch den Erwerb von Manchester City in die englische Premier League gekauft hatte. Schwarz-Gelb hat gegen Geld gewonnen – eine Geschichte wie aus dem Märchenbuch für Fußball-Romantiker.

Nun ist Borussia Dortmund gewiss kein Amateurklub, bei dem Liebhaber des Fußballsports aus purem Spaß an der Freude gegen den Ball treten. Anteile an dieser Kommanditgesellschaft auf Aktien können an der Börse gekauft werden. Und auch die mehr als 450 Millionen Euro, die der Klub im vergangenen Geschäftsjahr umgesetzt hat, sollten dafür sorgen, dass die Geschichte vom Sieg der wackeren Dortmunder gegen die mit Öl- und Gas-Milliarden gepamperten Pariser nicht allzu schwülstig ausfällt.

Aber immerhin hat nun ein Klub das Finale der Champions League erreicht, der auf seine Bilanz achten muss. Ein Klub aus jener im Ausland oft verwundert beäugten Fußballprovinz Deutschland, bei der die sogenannte 50+1-Regel dafür sorgt, dass nie und nimmer ein Investor das alleinige Sagen in einem Klub hat, dass die letzte Entscheidung im Zweifel der gute, alte eingetragene Verein treffen muss.

Bei Paris, wo Superstar Kylian Mbappé im Monat 6 Millionen Euro verdienen soll, ist das anders. Da kann Klubboss Nasser Al-Khelaifi als europäischer Statthalter von Qatar Sports Investments, einem katarischen Staatsunternehmen, dem Paris Saint-Germain seit 2012 gehört, aus dem Vollen schöpfen. Im Vergleich dazu ist ein Klub wie Borussia Dortmund, der in der heimischen Liga den meisten Vereinen finanziell weit überlegen ist, in der Tat arm wie eine Kirchenmaus.

Vom Reiz des Sports

Und genau das ist es, was die zwei Europapokalabende, die Borussia Dortmund den Fans im Halbfinale beschert hat, so besonders macht. Es sind die Momente, in denen der Sport zum Leben erweckt wird. Denn der bezieht seinen ureigenen Reiz ja eigentlich vor allem daraus, dass vor dem Wettbewerb nicht feststeht, wer am Ende gewinnen wird. Investments von Milliardären oder Staatsfonds vom persischen Golf in den Fußball können dazu führen, dass das Spiel seinen ursprünglichen Sinn verliert. Der Finaleinzug von Borussia Dortmund hat dem Wettbewerb um den Sieg in der Champions League seinen Reiz zurückgegeben.

Auch deshalb ist der Jubel über jeden Ball, den die Dortmunder zum Zwecke der Verteidigung am Ende des Spiels am Dienstagabend planlos nach vorne gedroschen haben, so laut ausgefallen. Und es ist kein Wunder, dass der Glaube an so etwas wie den Fußballgott sich breitmacht, wenn die Spieler aus Paris wieder und wieder nur das Gestänge des Tors treffen. In den beiden Halbfinalspielen trafen sie irrwitzige sechs Mal nur Aluminium.

Wenn die Dortmunder Spieler zur nächsten Übungseinheit ans Trainingsgelände in den Stadtteil Brackel fahren, kommen sie über die Alfred-Preißler-Allee. Sie ist benannt nach dem Stürmer, der einen entscheidenden Anteil daran hatte, dass Borussia Dortmund 1956 zum ersten Mal die deutsche Meisterschaft gewonnen hat. Er hat dem deutschen Fußball einen viel zitierten Ausspruch geschenkt: „Grau ist alle Theorie, entscheidend ist auf dem Platz.“ Erfolge wie der von Dortmund gegen Paris können den Fans den Glauben zurückgeben, dass diese Fußballweisheit tatsächlich stimmen könnte. Schön eigentlich.

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