Bundesliga-Finale mit 1 Promille: Ein versoffener Abend

Wenn das Finale der Fußball-Bundesliga dem Kehraus in der Kneipe ähnelt und dieser Typ am Tresen wieder einmal leer ausgeht.

Trainerschlussverkauf: Dann muss halt Lodda zu den Bayern.

Trainerschlussverkauf: Dann muss halt Lodda zu den Bayern Foto: dpa

Noch sind zwar zwei Spieltage zu absolvieren, aber schon jetzt ähnelt die Bundesliga eher einem Dienstag kurz vor eins in der Eckkneipe zwei Straßen weiter als einem Festival des Fußballsports: Der Abend ist schon seit einer Stunde gelaufen, die meisten Gäste haben das getan, was von Anfang an ihr Plan war, nämlich sich volllaufen zu lassen und zwischendurch ein bisschen zu flippern. Und, natürlich, sich zu unterhalten.

Die letzte Runde war schon vor einer halben Stunde eingeläutet worden, der nun aber wirklich allerletzte Rausschmeißersong wurde bereits vor einer Viertelstunde abgespielt, weswegen der anwesende Rest dazu übergegangen ist, die schalen Reste aus stehengelassenen Gläsern zu trinken und sich zwischendurch selbst leise Melodiefetzen vorzusingen.

Aber noch haben nicht alle aufgegeben: Am kleinen runden Tisch gleich neben der Tür hat sich – strategisch klug – ein selbstverständlich nicht mehr ganz nüchterner Mann niedergelassen, der die Hoffnung darauf, die Nacht nicht so einsam beenden zu müssen, wie der Tag begonnen hatte, noch nicht ganz aufgegeben hat.

Anflug von Optimismus

Während er Stunden zuvor noch davon träumte, diesmal aber wirklich jemanden fürs Leben kennenzulernen, sind seine Erwartungen mittlerweile bescheidener geworden: Woanders in Gesellschaft weiterzutrinken wäre schön, oder vielleicht sogar auf eine Party mitgenommen zu werden.

Der kurze Anflug von Optimismus, mit dem er die Übriggebliebenen mustert, wirkt ein bisschen so wie die aktuelle Trainersuche des FC Bayern München. Keine Zeit mehr für Ideale und Illusionen, sondern einfach mit dem zufrieden sein, was noch im Angebot ist.

Wie Lothar Matthäus, zum Beispiel. Keine Trainervorschlagsliste der Bild kommt ohne ihn aus. Dafür kam darin noch nie eine Frau vor – die Bayern könnten also, wenn sie nur ein kleines bisschen Mut hätten, durchaus Geschichte schreiben. Zur Not ginge es natürlich auch, eine der Exen vom Lodda als Coachin zu verpflichten, was ein wundervoller Troll-Move wäre.

Also noch ein wenig abwarten, wer weiß, vielleicht wird ja noch jemand entlassen, den man günstig aufsammeln könnte. Irgendwen wird es geben, der immer schon mal gern zum Oktoberfest wollte, und überhaupt, Weltstadt mit Herz! Gut, kleines Weltstädtchen, so gesehen, aber mit Herz, jaha, und außerdem mit vielen Kneipen.

Endlich, alle weg. Bloß der FC Bayern sitzt nach wie vor eingeschlafen an der Theke, in der Hand sein „Trainer gesucht“-Pappschildchen. Egal, der kann da sitzenbleiben, morgen ist auch noch ein Tag.

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Schreibt nicht nur über Sport, sondern auch über Verschwörungsideologien, skandinavische Politik und Königshäuser. *** Die ersten Artikel für den taz-Sport gestalteten sich allerdings etwas schwierig: Mit den Worten "Wie, die schicken uns heute eine Frau?" wurde ich beispielsweise vor Jahren von einem völlig entsetzten Vorsitzenden eines Westberliner Fünftligavereins begrüßt. Da war er also, der große Tag, an dem über seinen Club in der taz berichtet werden würde, und dann das: Eine Frau! Ich antwortete ja, ich sei die Strafe und sofort war die Stimmung super. *** Und eines Tages werde ich über diesen Tag und andere, sagen wir: interessante Begegnungen mal ein Buch schreiben.

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