Gestärkte Beziehung

PARTNER Der frostigen politischen Großwetterlage gerade zum Trotz: Die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Warschau ist zuletzt noch intensiver geworden

Sogar in Rom haben sie sich getroffen. Als der Papst Anfang Dezember europäische und nordafrikanische Stadtoberhäupter zu einem Flüchtlingsdialog lud, war nicht nur Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) vor Ort, sondern auch Hanna Gronkiewicz-Waltz. Die liberale Stadtpräsidentin von Warschau hat damit einmal mehr ein Zeichen dafür gesetzt, dass die Stadt Warschau selbst anders tickt als die polnische Regierung in der Hauptstadt.

Nicht nur die beiden Stadtoberhäupter haben sich in diesem Jahr mehrmals getroffen. Auch die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Warschau, die 2016 ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert hat, ist keine bloße Grüßveranstaltung, sondern voller Leben. Es gab Stadtdialoge zu Themen der Stadtplanung, zur Flüchtlingsintegration, die Direktoren des Goethe-Instituts in Warschau und des Polnischen Instituts in Berlin haben für zehn Tage ihre Plätze getauscht, Akteure der Zivilgesellschaft haben, gefördert von der Senatskanzlei, gemeinsame Projekte ins Leben gerufen. Der Berlin-Warszawa-Express, den der in Warschau lebende Kabarettist Steffen Möller einst als Quell aller deutsch-polnischen Dialoge ausgemacht hat, wurde seinem Namen wieder einmal gerecht.

„Es gibt in Warschau einen großen Willen, die intensiven Beziehungen zwischen den Partnerstädten fortzusetzen“, hat Ulrike Kind beobachtet, die in der Senatskanzlei für die Partnerschaft mit Warschau zuständig ist. In diesem Jahr soll die Zusammenarbeit ähnlich intensiv sein wie 2016. So soll es beim Gastland Deutschland auf der Warschauer Buchmesse auch einen Schwerpunkt Berlin geben.

Zu den geförderten Projekten gehörte auch ein Dialog zwischen der queeren Szene beider Städte, die anlässlich der Parada równości, dem Warschauer CSD, Mitte Juni vergangenes Jahr stattfand. Mit 35.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Parade die größte in ihrer 15-jährigen Geschichte. Als der bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommene Lech Kaczyński noch Stadtpräsident von Warschau war, war die Schwulen-und-Lesben-Parade 2004 und 2005 verboten. Uwe Rada