Angst vor der Afrikanischen Schweinepest: Jagd auf den Erreger

Um die Afrikanische Schweinepest fernzuhalten setzen Norddeutschlands Agrarminister auf Monitoring, Präventivkontrollen und die Ausweitung der Jagdstrecke

Zum Abschuss freigegeben: Frischlinge und Schweineeltern in Mecklenburg-Vorpommern Foto: dpa

BREMEN taz | Mit einem Frühwarnsystem, bundesweit koordinierten Transportkontrollen und durch die Erhöhung des Jagddrucks will Agrarminister Robert Habeck die Afrikanische Schweinepest (ASP) aus Schleswig-Holstein fernhalten. „Wir müssen die Anstrengungen zur Abwehr der Tierseuche verstärken und bündeln“, sagte der Grünen-Politiker am Montag in Kiel.

Zwar ist die Erkrankung in Deutschland noch nie aufgetreten. Gleichwohl ist das Risiko einer Einschleppung laut dem Friedrich Löffler-Institut, dem Bundesinstitut für Tiergesundheit, hoch. Betroffen sind zunächst vor allem Wildschweine. Wenn sie in Kontakt mit Hausschweinen kommen, übertragen sie das hochansteckende Virus jedoch ohne weiteres. „Das Risiko ist hoch, ein Ausbruch ist kein unrealistisches Szenario“, so Habeck.

Weil das Virus sehr beständig ist – in luftgetrocknetem Parmaschinken bleibt es länger als ein Jahr aktiv – gelten achtlos entsorgte Essensreste als wichtige Übertragungsquelle. Auch im Kot bleibt der Erreger virulent. Ein anderer Hotspot sind daher Tiertransporte. Hier müsste nach Einschätzung Habecks der Bund aktiv werden, um die Reinigung und Desinfektion der Fahrzeuge sicherzustellen, die aus ASP-Gebieten zurückkehren.

Auf einen von ihm gemeinsam mit den Amtskollegen aus Bayern und Mecklenburg-Vorpommern unternommenen Vorstoß diesbezüglich fehle bislang jedoch jede Redaktion seitens des Bundesministers Christian Schmidt (CSU). Angesichts der wachsenden Gefahr einer ASP-Epidemie hatte Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) bereits vergangene Woche auf der Landes-Landwirtschaftsmesse Mela seine Präventiv-Strategie erläutert.

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine hochansteckende Tierseuche, die erstmals 1910 in Kenia beschrieben wurde.

Die derzeitige Infektionswelle bewegt sich seit 2007 über den Kaukasus nach Nord-Westeuropa. Aktueller Schwerpunkt sind die baltischen Staaten.

Als hoch bewertet das Löffler Institut das Übertragungsrisiko durch Essensreste und Kot.

Eine Impfstoff ist noch nicht entwickelt: Erkranken Tiere einer Hausschweinehaltung, muss der gesamte Bestand getötet werden.

Für Menschen ist der Erreger nach bisherigen Erkenntnissen ungefährlich.

Um die Einschleppung ganz zu vermeiden, hat er die Verbraucher zu mehr Disziplin mit Speiseresten aufgerufen, für Schweinehalter eine Aufklärungskampagne sowie verschärfte Kontrollen angekündigt und für Jäger die Kampfzone ausgeweitet: Sie werden aufgerufen, „das Schwarzwild so effektiv und umfassend wie möglich“ zu bejagen, „um die Population nachhaltig zu reduzieren“. Im Fünf-Kilometer-Umkreis von Hausschweinehaltungen soll den Schwarzkitteln den Garaus gemacht werden. Sogar Frischlinge und Jungschweine seien zum Abschuss freigegeben – ohne Gewichtsbegrenzung.

Auch Habeck ruft nun die Jägerschaft zur Mitarbeit bei der Seuchenprävention auf: Jedes tot aufgefundene Wildschwein solle beprobt werden, zudem fordert er „revierübergreifende Drückerjagden“, um den Bestand zu reduzieren.

Sein Ministerium prüfe derzeit, Jägern die Nutzung von Nachtzielgeräten zu ermöglichen. Das könne aber „nur erlaubt werden, wenn das Innenministerium keine Sicherheitsbedenken hat“.

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