Bordexemplare nur noch als E-Paper: Lufthansa kündigt seine Zeitungsabos

Es ist umweltfreundlicher, die Airline spart aber auch Millionen Euro: Künftig wird es fast keinen gedruckten Gratis-Lesestoff mehr geben.

Der damalige Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg liest 2010 im Flughafen in Kiew eine Zeitung.

Über den Wolken: Man kann ja auch einfach aus dem Fenster schauen. Foto: reuters

BERLIN taz | Schön für Bäume und das Klima – und wieder mal etwas bedrohlicher für diejenigen, die mit Gedrucktem Geld verdienen. Die Lufthansa schafft die Bordexemplare, kostenlos verteilte Zeitungen und Zeitschriften, weitgehend ab. Dafür sollen die Kunden von Deutschlands größter Airline künftig vor den Flügen mit Zugangscodes für die E-Paper-Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften ausgestattet werden. Diese sollen sie dann während des Flugs auf Smartphone oder Tablett schmökern können.

Kunden der Lufthansa bekommen gedruckte Zeitungen und Zeitschriften künftig nur noch an den Flughäfen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart, außerdem in Vielflieger-Lounges und an Bord in Business oder First Class. An anderen Orten in Deutschland und im Ausland baut die Airline die Zeitungsregale in den Wartehallen ab.

Für viele Verlage gelten Bord-Zeitungen und -Zeitschriften bislang ein probates Mittel, um ihre Printauflage zu stabilisieren – in der Branche sagen auch einige, die Bordexemplar seien nur Auflage-Kosmetik, um die Zahlen zu schönen.

Das System: Die Verlage liefern Airlines und Flughäfen Lesestoff und bekommen dafür entweder kein oder nur wenig Geld. Dafür dürfen sie die Umsonstexemplare bei dem in der Branche als Zählinstrument etablierten IVW (der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern) als „verkaufte Auflage“ melden, sie werden aber auch getrennt ausgewiesen.

So lassen sich Rückgänge am Kiosk oder Abos auf den ersten Blick ausgleichen – und gleichzeitig die für den Anzeigenverkauf wichtigen Leserzahlen stabil halten. Aber: Auch die Umsonst-Zeitungen kosten die Verlage – in Zeiten der fortdauernden Medienkrise wird deshalb auch hier gespart.

Keine Bordexemplare der taz

Anfang 2010 gab es in Deutschland laut dem Branchendienst meedia erstmals weniger als drei Millionen Bordexemplare, seitdem ist die Zahl weiter gesunken. Der Branchendienst Meedia listete im November 2014 die Tageszeitungen mit den meisten Gratisexemplaren auf: Auf Platz 1 standen Welt/Welt kompakt mit 45.000, gefolgt von FAZ mit 40.000 und Süddeutscher Zeitung mit 37.000 Umsonstexemplaren. Die taz gibt es nicht umsonst im Flugzeug oder am Airport. Dafür ist uns unsere Zeitung zu schade.

Die Umstellung entspreche den Gewohnheiten der Kunden. „Rund zweieinhalb Stunden am Tag nutzen Menschen in Deutschland durchschnittlich ihr Smartphone oder Tablet“, heißt es in einer Mitteilung der Lufthansa. Auch viele Fluggäste führten mindestens ein mobiles Endgerät mit sich. Ab dem 21. Januar können Nutzer ab drei Tagen vor ihrem Flug mit der Eingabe ihres Buchungscodes oder der Ticketnummer und des Namens online zwei eJournals ihrer Wahl auf ihr elektronisches Gerät herunterladen. Vielflieger oder Erste-Klasse-Flieger erhalten Zugang zu mehr Angeboten. Insgesamt kann man aus insgesamt 100 Zeitungen und 45 Zeitschriften in elf Sprachen auswählen – je nach Angebot auch gegen Bezahlung.

Die Airline begründete den Schritt auch damit, dass die E-Paper „umweltfreundlicher und nachhaltiger“ sind, da „kein Papier, keine Druckfarben und keine Logistik für die Distribution benötigt“ wird. Zusätzlich bedeute die Reduzierung der Print-Auflage „weniger Gewicht an Bord und somit einen geringeren Kerosinverbrauch“.

Die „Digitaloffensive“ drücke die Kosten um mehrere Millionen Euro, schreibt die Wirtschaftswoche. Ohne Baumzeitungen verbrauchten die Flugzeuge nicht nur weniger Kerosin, auch das personalintensive Aufstocken der Zeitungsregale entfalle.

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