Die Gesellschaftskritik: Kümmern und Fresse halten

Facebookchef Zuckerberg veröffentlicht ein Foto, auf dem er seine Tochter wickelt. Und viele berichten jubelnd darüber. Kein gutes Signal.

Mark Zuckerberg und seine Tochter Max

Mark und Max vor Map. Foto: Mark Zuckerberg/Facebook.com

Liebe Väter, wir müssen stark sein: Nein, wir sind nichts Besonderes, wenn wir unseren Kindern neue Windeln verpassen, ihnen den Arsch abwischen, mit ihnen auf den Spielplatz gehen, die Wäsche waschen, Staub saugen, kochen, bügeln. Das ist normal. Durchschnitt. Durchschnitt zu sein ist okay. Aber dafür bekommt man halt nur selten Urkunden oder Glückwunschkarten. So ist das. Das Leben als Papa ist nicht leicht und ein undankbarer Job.

Es sei denn man ist Mark Zuckerberg. Der Facebookgründer und Milliardär hat gerade in seinem Netzwerk ein Foto gepostet, auf dem er und seine wenige Wochen alte Tochter Max zu sehen sind. Er wechselt ihr die Windeln. „Facebook-Chef Zuckerberg: Er kann sogar Windeln wechseln“, titelt Spiegel Online dazu.

Und Bild.de schreibt: „Der Milliarden-Mann legt selbst Hand an! Und das, obwohl er locker eine Armee Kindermädchen beschäftigen könnte.“ Derlei Meldungen senden das merkwürdige Signal aus, dass es eben doch etwas Besonderes sei, wenn Papa sich darum kümmert, dass der Nachwuchs nicht in seinem eigenen Kot sitzt. Es ist eine Abweichung von der Norm (Mama macht das), sonst würde ja nicht drüber berichtet.

Es ist die Bestätigung vieler vermeintlich moderner Väter in ihrer egozentrischen Sicht auf die Kindererziehung: Wenn ich mal den Kinderwagen um den Block schiebe, sollen bitteschön alle erkennen, wie modern das ist. Und wie selbstlos. Und dafür soll es direkt danach auch ein Lob geben. Am besten von meiner Frau vor allen Freundinnen und Freunden von uns. Gerne auf Facebook. Dakriegt’s jeder mit. Und vielleicht krieg ich ja auch so viele Likes wie der Zuckerberg: 1,9 Millionen.

Kümmern und Fresse halten können wir jungen, modernen Väter (und vermutlich wir Männer generell) nicht sonderlich gut. Eigentlich können wir es sogar überhaupt nicht. Vielleicht sollten wir uns das mal bei den Frauen abgucken. Die machen das seit Jahrtausenden.

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